Zwischen Glaube, Handel und Internationalismus

Karte der Basler Missionsgebiete von 1931

BMA 97868f. Karte der Basler Missionsgebiete von 1931, die auch das erst nach dem Ersten Weltkrieg übernommene Arbeitsfeld in Süd-Borneo zeigt.

Das international besetzte Missionstreffen von Crans

BMA QS-30.033.0006. Das international besetzte Missionstreffen von Crans, Juni 1920, das die Gründung einer dauerhaften überstaatlichen Interessenvertretung für protestantische Missionsgesellschaften – des 1921 offiziell gegründeten Internationalen Missionsrates – beschloss. In der dritten Reihe als Zweiter von rechts, mit Sonnenbrille: Friedrich Würz, Missionsinspektor der Basler Mission.

Mitglieder der Basler Mission

BMA QU-30.053.0007. Mitglieder der Basler Mission in britischer Kriegsgefangenschaft im Lager Knockaloe, Isle of Man, 12.01.1917.

Die Basler Mission als globaler Akteur, 1910 – 1925

SNF-Forschungsprojekt, 2014-2017

Projektleitung: Prof. Dr. Madeleine Herren-Oesch
Projektmitarbeitende: Matthäus Feigk
Assoziierter Forscher: Yingnan Luo

Das hier vorgestellte Forschungsprojekt des Schweizer Nationalfonds untersucht die Basler Mission als globalen Akteur im Untersuchungszeitraum von 1910 bis 1925. Das Projekt untersucht die Basler Mission als eine global agierende Organisation, die nicht nur Kolonie und Metropole miteinander verband, sondern auch individuelle und institutionelle Akteure mit religiösem, wissenschaftlichem, politischem oder wirtschaftlichem Hintergrund innerhalb Europas und über den Atlantik hinweg. Es verortet die Basler Mission innerhalb des im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert aufkommenden protestantischen Internationalismus und ist daher an der Schnittstelle zwischen Global History bzw. transnationaler Geschichte und Missionsgeschichte angesiedelt.

Religiöse Bewegungen und die Gründung internationaler Organisationen

Um den Beitrag der Missionsgesellschaft zu der bisher nicht ausreichend berücksichtigten Verbindung zwischen religiösen Bewegungen und der Gründung internationaler Organisationen zu untersuchen, konzentriert sich das Projekt auf die Jahre von der Weltmissionskonferenz 1910 in Edinburgh bis zur Rückkehr der Basler Mission in die zuvor während des Ersten Weltkrieges aufgrund der Ausweisung durch die britischen Behörden verlorenen Missionsgebiete im Jahr 1925. Die 1815 gegründete Evangelische Missionsgesellschaft in Basel galt um die Jahrhundertwende als eine der größten deutschsprachigen Missionen. Ihre Arbeitsgebiete reichten von West Afrika bis China und umfassten sowohl eine im Kakaohandel bedeutende Handelsfirma als auch verschiedene Webereien und Ziegelfabriken. Aufgrund ihrer pietistischen Wurzeln war die Basler Mission vom Zeitpunkt ihrer Gründung an Teil schon existierender internationaler Netzwerke in der protestantischen Welt. In der gesamten Schweiz wie auch in Deutschland bildeten sich Hilfsvereine zur finanziellen Unterstützung der Mission, was zu der transnationalen schweizerisch-deutschen Organisationsstruktur der Gesellschaft beitrug. Darüber hinaus unterhielt die Basler Mission enge Kontakte zu deutschen und britischen Missionskreisen wie auch zu den Politik- und Finanzeliten der Schweiz und war ein frühes Mitglied der entstehenden, religiös motivierten internationalen Organisationen, wie etwa dem 1921 gegründeten Internationalen Missionsrat.

Das Beispiel der Basler Mission

Das Beispiel der Basler Mission und ihres Bestrebens, die durch den Ersten Weltkrieg und die folgende britische Ausweisung entstehende Krise zu überstehen, soll hierbei zur Untersuchung sich entwickelnder globaler Handlungskompetenzen und transkultureller Wissensökonomien jenseits von nationalstaatlichen Institutionen und den religiösen Motiven der Missionsgesellschaften genutzt werden. Welche Rolle spielten in diesem Kontext die internationalen Verbindungen der Basler Mission auf persönlicher und institutioneller Ebene? Wie entwickelte sich im Untersuchungszeitraum die Nachfrage nach einer speziellen Expertise zum Aufbau weltweiter Verflechtungen? Wie entwickelte sich somit eine Nachfrage danach, diese Verflechtungen in asymmetrischen bzw. kolonialen Konstellationen und Konfliktsituationen anzupassen? Welchen Einfluss hatte ein religiöser Internationalismus hierauf?

Methodologie

Das Projekt untersucht diese Fragen auf drei verschiedenen Ebenen: Über die mit der Basler Mission vernetzten internationalen Organisationen, über die persönlichen Nachlässe der in dieses Netzwerk integrierten Akteure und über den die Grenzen solcher Netzwerke aufzeigenden und somit als Gegenprobe dienenden Verlust der Arbeitsgebiete. Es greift den in jüngerer Zeit in den Sozialwissenschaften entwickelten Ansatz auf, die Relevanz religiöser nichtstaatlichen Akteure und ihrer Netzwerke bei der Ausformung einer globalen Zivilgesellschaft jenseits eines religiösen Rahmens verstärkt in den Blick zu nehmen. Das Projekt stützt sich daher auf historiographische Vorarbeiten, die auf die von Missionaren durch ihre Korrespondenzen, Reisen, Zeitschriften und Konferenzen geschaffenen, weitgespannten transnationalen Räume und die daraus resultierende Bedeutung für die Geschichte des Internationalismus hingewiesen haben.