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Konferenz: Subversive Netzwerke

Teilnehmer an der Konferenz (Bild: www.asia-europe.uni-heidelberg.de)

Mit der Frage, wie internationale Organisationen die Weltordnung verändert haben, befasste sich eine Konferenz vom 4. bis 6. Dezember 2014 am Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg. Die Veranstaltung wurde organisiert von einem Forschungsprojekt unter Leitung von Prof. Dr. Madeleine Herren-Oesch, Direktorin des Europainstitutes der Universität Basel.

Bei der Konferenz mit dem Titel „Subversive Netzwerke – Akteure des Wandels in internationalen Organisationen 1920 bis 1960“ diskutierten Wissenschaftler unterschiedlicher Disziplinen darüber, wie bereits durch den Völkerbund das politische Gefüge der Einzelstaaten herausgefordert wurde und neue, grenzüberschreitende Strukturen entstanden sind. Im Mittelpunkt standen dabei die Akteure, die sich vernetzt und je nach Bedarf unterschiedliche Allianzen geschmiedet haben.

„Durch die beiden Weltkriege und die Unabhängigkeitswelle in Asien und Afrika wurden die weltweiten politischen Konstellationen mehrmals stark erschüttert“, erläuterte die Historikerin Prof. Dr. Madeleine Herren-Oesch mit Blick auf die Entwicklung zwischen 1920 und 1960. „Die Weltordnung schien verhandelbar, und internationale Organisationen boten eine Plattform dafür.“ Verhandelt wurden nicht mehr nur Konflikte zwischen einzelnen Staaten – es wurde über Visionen und Ideologien gestritten. Auch die Personen, die daran beteiligt waren, änderten sich, wie die Konferenzorganisatorin betont. „Entsendete Diplomaten, Experten und Lobbyisten bekamen grosse Einflussmöglichkeiten.“

So war eine zentrale Frage der Tagung, inwiefern diese neuen Akteure die Netzwerke genutzt haben, um ihre Interessen durchzusetzen. Die Teilnehmer der Veranstaltung analysierten dabei auch, welche Auswirkungen dies auf die entsprechenden Organisationen, auf die dort vertretenen Länder sowie die Weltordnung generell hatte. Betrachtet wurde vornehmlich die Entwicklung des Völkerbundes, der später in den Vereinten Nationen aufging. Doch auch spezialisierte Zusammenschlüsse wie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO), die Organisation für Afrikanische Einheit (OAU) und der Christliche Verein Junger Menschen (YMCA) wurden berücksichtigt. Eröffnet wurde die Konferenz mit einem Vortrag von Prof. Dr. Corinna Unger von der Jacobs University in Bremen. Die Historikerin zeigte die Chancen und Herausforderungen, die sich durch die Einbeziehung internationaler Organisationen in die Geschichtsforschung ergeben.

Veranstaltet wurde die Tagung von dem Forschungsprojekt „Subaltern Diplomacy“, das am Exzellenzcluster „Asien und Europa im globalen Kontext“ der Universität Heidelberg angesiedelt ist und von Prof. Dr. Madeleine Herren-Oesch geleitet wird. Die Historikerin war viele Jahre Direktorin des Exzellenzclusters, bis sie 2013 die Leitung des Europainstitutes der Universität Basel übernahm. Zusammen mit den Mitarbeitern des Forschungsprojektes hat sie unter anderem eine Datenbank aufgebaut, mit der die Vernetzungen internationaler Organisationen und ihrer wichtigsten Akteure nachvollzogen werden können. Die visuellen Darstellungen dieser „League of Nations Search Engine“ machen die Macht globaler Netzwerke zur Zeit des Völkerbundes sichtbar.

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