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Interview mit Danelle van Zyl-Hermann über Entwicklungshilfe aus Afrika

Afrika Karte

Foto: James Wiseman (Unsplash)

Die Historikerin Danelle van Zyl-Hermann wurde zum Thema afrikanische Rohstoffe und der Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg interviewt. Der physische Wiederaufbau europäischer Städte und Infrastrukturen sowie die wirtschaftliche Wiederbelebung und Entwicklung der Industrien des Kontinents wären ohne afrikanische Rohstoffe nicht möglich gewesen. Das Gespräch erschien im Wissenschaftsmagazin UNINOVA der Universität Basel, Augabe Nr .126 vom November 2025.

Nach dem Zweiten Weltkrieg lag Europa in Trümmern und die gängige Erzählung betont bis heute die US-amerikanische Unterstützung durch den Marshallplan sowie die lokalen «Wirtschaftswunder». Doch laut Danelle van Zyl-Hermann greift dieses Bild zu kurz.

Europa profitierte massiv von afrikanischen Rohstoffen, die unter kolonialer Herrschaft abgebaut und exportiert wurden. Dazu gehörten unter anderem Kupfer für die Infrastruktur und die Rüstungsindustrie, Hartholz für den Kohleabbau und Asbest als vermeintliches Wundermaterial. Ohne diese Ressourcen, sagt Van Zyl-Hermann, hätte Westeuropa seine wirtschaftliche Fortschritte nicht entfalten können.

Afrikanische Gesellschaften hingegen profitierten kaum. Diese wirtschaftliche Ausbeutung trug zu einer wachsenden antikolonialen Stimmung und Mobilisierung für die politische Unabhängigkeit bei. Um 1960 gelang es viele Länder, das koloniale Joch abzuwerfen.

Mit dieser Perspektive will Van Zyl-Hermann gängige Interpretationen der Nachkriegszeit – und die daraus resultierenden geopolitischen Beziehungen und wirtschaftlichen Verhältnisse – grundlegend hinterfragen. Europa erhielt nicht nur Hilfe aus den USA, sondern auch in unfreiwilliger Form aus Afrika. Und bis heute ist Europas Wohlstand, wie auch die ‘grüne Zukunft’, auf afrikanische Rohstoffe angewiesen.

Danelle van Zyl-Hermann ist Postdoktorandin am Europainstitut. Zuvor war sie am Department Geschichte der Universität Basel tätig. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Geschichte Afrikas im 20. und 21. Jahrhundert aus globaler Perspektive.

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