Internationale Studierende am Europainstitut
Wenn man motiviert und geduldig ist, kann man hier alles erreichen.
Dimitar Nemski und Ali-Ashraf Rajabli
Zwei internationale Studierende über ihr Studium bei uns
Der Masterstudiengang European Global Studies stösst nicht nur bei SchweizerInnen auf grosses Interesse. Zwei unserer internationalen Studierenden, Ali-Ashraf Rajabli aus Aserbaidschan und Dimitar Nemski aus Bulgarien, möchten wir im folgenden Gespräch vorstellen. Beide leben und studieren seit 2015 in Basel.
EIB: Seid ihr speziell für das Studium nach Basel gekommen?
Dimitar Nemski: Weil ich hier Verwandte habe, kannte ich die Schweiz und Basel bereits. Deshalb war es naheliegend, hier ein Studium zu beginnen. In Bulgarien habe ich European Studies studiert, was mir sehr viel Spass gemacht hat. Der Master in European Global Studies ist deshalb genau die richtige Fortsetzung meines Studiums.
Ali-Ashraf Rajabli: In Baku habe ich Internationale Beziehungen studiert. Während des Bachelors war ich im Rahmen eines Austauschprogramms in Tübingen und Lausanne. Dort habe ich Politikwissenschaft, Ethnologie und Kulturologie studiert. Ich habe mich schliesslich für die Universität Basel entschieden, weil die Stadt sehr international ist und weil der interdisziplinäre Master in European Global Studies mir die Möglichkeit gibt, mein Wissen in verschiedenen Disziplinen zu vertiefen.
Wie habt ihr so gut Deutsch gelernt?
Ali-Ashraf Rajabli: Deutsch habe ich bereits als Kind gelernt, weil meine Grossmutter Deutschlehrerin war. Sowohl in der Schule als auch an der Universität habe ich Deutschkurse belegt. Dann habe ich mehrfach versucht, meine Kenntnisse durch ein Zertifikat bestätigen zu lassen. In Lausanne hat es dann schliesslich mit dem C1-Zertifikat geklappt. Das war mir sehr wichtig, weil ich gerne einen Master in deutscher Sprache machen wollte.
Dimitar Nemski: In der Schule habe ich Deutsch als erste Fremdsprache gewählt. Leider war das Niveau nicht besonders hoch. Als ich in die Schweiz gezogen bin, hatte ich fünf Jahre lang kein Wort Deutsch gesprochen. Deshalb hatte ich anfangs grosse Probleme mit der Sprache. Im Gespräch mit Muttersprachlern war ich verunsichert und hatte Angst, Fehler zu machen. Mittlerweile bin ich aber ruhiger und souveräner geworden. Wenn ich mal eine Prüfung nicht bestehe, hat es sicherlich nicht an der Sprache gelegen...
Ali-Ashraf Rajabli: Dimitar und ich sind sehr gut befreundet. Wir helfen uns also gegenseitig. Am Anfang mussten wir einen deutschen Text trotzdem dreimal lesen.
Dimitar Nemski: Man sollte die Sprachbarrieren auch nicht überbewerten. Als ausländische Studierende stellen sich uns viele Herausforderungen. Es bringt nichts, perfekt Deutsch zu lernen, wenn man sich nicht die Zeit nimmt, sich auch mit der Kultur, der Mentalität der Menschen zu beschäftigen.
Ali-Ashraf Rajabli: Ganz genau! Man sollte offen gegenüber der einheimischen Bevölkerung sein. Natürlich ist es schön, wenn man dabei Unterstützung bekommt. Das Einführungsgespräch mit der Studienkoordination hat mir damals sehr geholfen.
Wie ist es, in der Schweiz zu studieren? Gibt es Unterschiede zum Bildungssystem in euren Heimatländern?
Dimitar Nemski: Das Studium in Bulgarien hat mich an meine Schulzeit erinnert. Es gibt ein festes Programm mit strengen Regeln. Hier bin ich dagegen sehr froh über die Flexibilität. Natürlich ist das ein zweischneidiges Schwert: Man muss sich selber motivieren können, um das Studium erfolgreich zu absolvieren.
Ali-Ashraf Rajabli: Aserbaidschan ist seit 2005 Teil des Bologna-Prozesses. Auch wenn seitdem viele Reformen umgesetzt wurden, gibt es noch viel zu tun. Es wäre zum Beispiel schön, wenn die Beziehung zwischen Dozenten und Studierenden dort genauso angenehm wäre wie hier. In unserem Studiengang gibt es eine stark ausgeprägte Miteinander-Reden-Kultur. Ausserdem schätze ich das selbständige Arbeiten sehr. Das fördert die Kreativität und erweitert den Horizont.
Dimitar Nemski: Ich kann bestätigen, was Ali gesagt hat. Hier ist das Verhältnis zu den Professoren nicht so einseitig wie in Bulgarien. Hier sind sie daran interessiert, von den Studierenden zu lernen und sich herausfordern zu lassen.
Was sind eure Pläne für die Zeit nach dem Studium? Könnt ihr euch vorstellen hierzubleiben oder möchtet ihr lieber in eure Heimat zurückkehren?
Dimitar Nemski: Ich probiere flexibel zu sein, würde aber gerne hierbleiben. Arbeiten würde ich gerne in einem Bereich, der bei meinem Studium anschliesst. Ich könnte mir vorstellen, mich politisch zu engagieren, bei einer internationalen Organisation oder in der Wissenschaft zu arbeiten.
Ali-Ashraf Rajabli: Momentan mache in ein Praktikum bei der Beratungsstelle für Asylsuchende in der Region Basel. Der Schwerpunkt meiner Arbeit liegt in der Rechtsberatung von Asylsuchenden. Ich könnte mir gut vorstellen, weiterhin in diesem Bereich zu arbeiten. Es wäre reizvoll, mit diesen Kenntnissen zurück nach Aserbaidschan zu gehen, um das dortige System zu verbessern. Genau wie Dimitar bin ich aber offen für andere Möglichkeiten.
Dimitar Nemski: Das ist ein interessanter Punkt, auch wenn es etwas idealistisch klingt. Ich würde gerne zurück nach Bulgarien ziehen, wenn das Land offen ist für Veränderungen. Heutzutage ist die Korruption ein grosses Problem. Viele junge Leute mit Potential verlassen deshalb das Land. Wenn ich aber das Gefühl habe, tatsächlich etwas ändern zu können, würde ich gerne zurückkehren.
Was würdet ihr anderen internationalen Studierenden mit auf den Weg geben?
Ali-Ashraf Rajabli: Zunächst einmal möchte ich mich beim Europainstitut bedanken. Sowohl die Professoren als auch die Mitarbeitenden der Administration sind sehr engagiert und hilfsbereit. Ich habe zum Beispiel viel Unterstützung bei der Suche nach einem Praktikumsplatz bekommen. Den anderen internationalen Studierenden empfehle ich, trotz Sprachschwierigkeiten nicht aufzugeben und Geduld zu haben.
Dimitar Nemski: Ich kann mich dem nur anschliessen. Besonders Isabelle Dörr und Ralph Weber sind sehr hilfsbereit. Man spürt die Wertschätzung und das Interesse! Den zukünftigen Studierenden aus dem Ausland möchte ich sagen: Wenn man motiviert und geduldig ist, kann man hier alles erreichen. Dass es auf diesem Weg Hindernisse gibt, ist ganz normal. Davor sollte man sich nicht fürchten.
Ali-Ashraf Rajabli: Was uns nicht umbringt, macht uns stärker.
Das Gespräch führten Isabelle Dörr und Sebastian Meyer