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Öffentlicher Vortrag mit Prof. Dr. Corey Ross

Im Anschluss an die Mitgliederversammlung des Förder- und Alumnivereins am 2. November 2023 begrüsste Vereinspräsident Christian Egeler Vereinsmitglieder, Studierende und Mitarbeitende des Europainstituts sowie weitere Interessierte zu einem öffentlichen Vortrag mit Prof. Dr. Corey Ross. Der Direktor des Europainstituts hielt einen Vortrag zum Thema "Europäischer Wasserkolonialismus – und seine Spuren in der postkolonialen Welt".

Die zunehmende Wasserknappheit ist ein globales Problem. Nichtsdestotrotz sind Länder des Globalen Südens überproportional davon betroffen. Diesen Umstand betrachte Ross in seinem Vortrag durch die Linse des Wasserkolonialismus. Er zeigte auf, wie die Wasserversorgung- und entsorgung in kolonialen Städten ab Mitte des 19. Jahrhunderts modernisiert und kontrolliert wurde und fokussierte dabei insbesondere auf die wirtschaftlichen und politischen Auswirkungen.

Hervorgehoben wurde dabei die «symbolische Geographie», welche sich verschiedentlich auf die soziale Ordnung auswirkte. Der Vortrag legte unter anderem dar, wie die Ausweitung der zentralen Wassersysteme auf ärmere Viertel aufgrund hoher Investitionskosten ins Stocken geriet und zur Pathologisierung bestimmter Räume führte. Die Expansion der Wassersysteme war ein Teil des «westlichen» Verständnisses von Leitungswasser als Symbol der Moderne. Dies kollidierte mitunter mit einem religiösen Verständnis, welches die neuen Technologien mit einer materiellen und sakralen Vereinigung gleichsetzte. Zudem wurde Wasser zu einer Ware, für die Bewohner:innen nun zahlen mussten. Dies führte zu sozialen Spannungen und teilweise auch zu Protesten.

Die Folgen des Wasserkolonialismus und die damit verbundenen Verteilungs- und Machtfragen seien, so Ross, bis heute in vielen Städten spürbar. Politische Lösungen und die Überwindung sozialer Ungleichheiten seien deshalb von entscheidender Bedeutung für die Verbesserung der Wasserversorgung. Die Geschichte der Wasserversorgung im globalen Süden legt den Schluss nahe, dass rein technische oder marktbasierte Lösungen (obwohl sie in vielerlei Hinsicht nützlich sind) allein die auch heute noch bestehenden Herausforderung nicht lösen können.  Die Zuhörer:innen wurden angeregt, über das Potenzial aktueller menschenrechtsbasierter Ansätze zur Wasserversorgung in diesem Zusammenhang nachzudenken.

Prof. Dr. Corey Ross, Professor für European Global Studies, ist seit Juni 2023 Direktor des Europainstituts. Nach einem Geschichtsstudium an der University of Maryland, der Freien Universität Berlin und dem Eastern Mennonite College in Virginia promovierte er 1998 am University College London. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der Geschichte des Imperialismus, der globalen Umweltgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert, der globalen, transimperialen und transnationalen Zirkulation von Ideen, Gütern und Menschen sowie auf den Barrieren, die diese kanalisierten und behinderten.