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Kamingespräche am Europainstitut Basel
Am 31. Oktober fand am Europainstitut Basel das Kamingespräch „WissensWert. Wissen bewahren & vermitteln.“ mit Prof. Madeleine Herren-Oesch, Direktorin des Europainstituts Basel & Dr. Anna Schmid, Direktorin des Museums der Kulturen Basel statt.
Am 24. Oktober fand das Kamingespräch "Dealing with the Past" mit Dr. Briony Jones, SwissPeace Foundation statt.
Kamingespräch 31. Oktober
Die Kamingesprächsreihe nahm letzten Donnerstag unter dem Titel „WissensWert. Wissen bewahren und vermitteln“ ihren Lauf. Unsere Gäste, zwei ausgewiesene Spezialistinnen auf dem Feld der Wissensbewahrung und -Vermittlung, nämlich „unsere“ Direktorin des Europainstituts Professorin Madeleine Herren-Oesch, und die Direktorin des Museums der Kulturen Basel, Frau Dr. Anna Schmid, suchten bereits bei Beginn den wissenschaftlichen Schlagabtausch. Dabei waren wissenschaftliche Schnittstellen der beiden Arbeitsfelder schnell ausgemacht. Der Gegenstand, der dabei symbolisch wie faktisch für die Verbindung der beiden Fachgebiete stand, war ein Koffer. Ein vergessener Koffer in einem „verstaubten Winkel des Museums“, der das Herz der „Historikerin aus Leidenschaft“ höher schlagen liess. Die Quellen einer vergangenen Zeit, in Form von Dokumenten im Koffer, wurden so vom Zufallsprodukt zum Wissenswerten. Prof. Herren-Oesch berichtete weiter von nahezu detektivischen Fähigkeiten, die die historische Tätigkeit zum Ausfüllen von Wissenslücken brauche. Dr. Schmid ergänzte das Bild der rastlosen Tätigkeit des Sammelns von Wissen mit spannenden Einblicken hinter die Kulissen eines Museums. Die Jagd auf Wissens, also der Beschaffungsprozess der Objekte und Dokumente, sei, so waren sich beide Wissenschaftlerinnen einig, bereits der grösste und auch spannendste Teil der Arbeit mit und am Wissen. Die anschliessende Interpretation des gefundenen Schatzes ereigne sich jedoch in deutlich unterschiedlichem Rahmen, so Dr. Schmid. Die universitäre Hermeneutik unterscheide sich vor allem in ihrem „Spielraum“ von einer museologischen. Die durchaus kritische Besucherschar im Museum fordere eher eine Balance zwischen Interpretation und Deskription.
„Soll man nun aufhören zu sammeln?“ Angesprochen auf die Zugänglichkeit von historischem wie kulturellem Wissen, welches heute rund um die Uhr verfügbar sei, entstand eine angeregte und kontroverse Diskussion unter den Gesprächsteilnehmern über Vertiefung und Verlinkung von Wissen. Die eigentliche Arbeit am Wissen sei, so waren sich beide Gäste einig, ein immerwährender Prozess, der so ertragreich wie befriedigend, zu neuen Erkenntnissen und wieder neuen Fragen führe. Mitnehmen konnten die Studierenden nach dem Gespräch mit zwei herausragenden Wissenschaftlerinnen nicht nur einen, sondern gleich zwei Leitsätze: „Wissen kann man nicht werten.“ und „Es gibt keine Vollständigkeit“.
Beitrag: Birgit Heumesser | FG European Global Studies
Fotos: Kathrin Royek
Kamingespräch 24. Oktober
Das erste Kamingespräch des Semesters stand ganz unter dem Motto: „Dealing with the Past.“ Der weitgefasste Begriff zeigte zunächst, dass seine Definition so individuell wie weitreichend ist. Vergangenheitsbewältigung, Arbeit an oder mit der Vergangenheit und nicht zuletzt zukunftsbezogene Deutungsmöglichkeiten sind nicht nur Teil des Peacebuildings, sondern bestimmen den öffentlichen Diskurs der Raison d'Être vieler Staaten. Dr. Briony Jones gab zunächst einen Überblick über die Reichweite des Konzeptes. „Transitional Justice, Truth Commissions, Reconciliation“ und „Peace-Workshops“ rahmen dabei den Dialog des inklusiven und umfassenden Ansatzes. Schnell kam die Frage auf, wie dieser nun konkret umgesetzt werde. Dr. Jones berichtete uns daraufhin ausführlich von ihren spannenden Feldforschungen in Bosnien und Herzegowina, im Kosovo, Sri Lanka und Uganda. Die Erfahrungen, die Briony Jones den Studenten bildhaft und mit Anekdoten versehen weitergab, schufen ein umfangreiches und hautnahes Bild, eine „Research Reality“, eines möglichen Arbeitsfeldes für eine Friedensstiftung.
Da der „Dealing with the Past“ Prozess sehr umfassend konzipiert ist und tief in die Gesellschaft eingreifen kann, entstand im Verlauf des Gespräches bald die Frage nach Kritik und Widerstand gegenüber dem „bold approach“. Dr. Jones wies auf ein neues Projekt hin, welches in Zusammenarbeit mit Dr. Laurent Goetschel an der Universität Basel durchgeführt wird, und sich unter dem Titel „Resisting Transitional Justice?“ mit diesen kritischen Perspektiven und alternativen Zugängen zu Frieden und Gerechtigkeit auseinandersetzt. Die Gesprächsrunde in Kamin-Atmosphäre eröffnete den Studenten einen Einblick in die Thematik des „Dealing with the Past“, der Friedensarbeit und einen Einblick ins Leben einer beeindruckenden Friedensforscherin.
Beitrag: Birgit Heumesser | FG European Global Studies
Bilder: Manuel Knapp
Impressionen von den Veranstaltungen: