30 Jahre Europainstitut – Eine Institutsgeschichte
Von Prof. Dr. Georg Kreis
Zu Beginn sind einige Vorbemerkungen anzubringen: Geschichte teilt sich auch in diesem Fall nicht sich selbst mit und kann nicht einfach aus den Dokumenten entgegengenommen und weitergegeben werden. Der erste Abschnitt eines Berichts über die 30 Jahre dieses 1993 geschaffenen Instituts sollte mindestens die Frage ansprechen, was an dieser Geschichte allenfalls überhaupt interessieren könnte. Drei Bereiche lassen sich unterscheiden: Pflichtteil einer Institutionengeschichte sind die Auskünfte zur Organisation des Betriebs, was aber schnell zu wenig interessierenden Details führen kann. Von grösserem Interesse könnten die vom Institut angebotenen und weitergegebenen Ausbildungs- und Forschungsinhalte sein. Und am meisten könnte im grösseren Rückblick interessieren, wie sich das Institut zu den politischen, gesellschaftlichen, kulturellen Gegebenheiten positioniert hat, mit denen es sich auseinandersetzte, und wie es der Entwicklung des europäischen Integrationsprojekts und der fortschreitenden Globalisierung Rechnung trug.
Eine andere Vorbemerkung betrifft die Autorschaft: Verfasser ist der ehemalige Institutsleiter, der 2011 emeritiert wurde, aber weiterhin dem Institut eng verbunden ist. Der Bericht trägt Züge einer um Objektivität bemühten Selbstdarstellung, die allerdings gerne hervorhebt, was geleistet wurde, aber auch Schwächen nicht verschweigen will. Dem Autor fällt es nicht schwer, zu würdigen, wie sich das Institut unter der Leitung seiner Nachfolgerin weiterentwickelt hat; andererseits will er nicht verhehlen, dass nach seiner Einschätzung das Interregnum während der Übergangszeit für das Institut eine schwierige Zeit war.
In den folgenden Abschnitten kann es immer wieder vorkommen, dass von „wir“ und „uns“ die Rede ist. Damit ist in der Tat der jeweilige Plural gemeint. Das Europainstitut hatte das Privileg, all die Jahre, über die berichtet wird, in einem weitgehend harmonischen und soliden Plural zu leben. Menschen mit verschiedenen Funktionen, manchmal auch unterschiedlichen Meinungen, bildeten unter dem Dach des Instituts eine beinahe familiäre Gruppe mit einer stark entwickelten corporate identity.
Letzte Vorbemerkung: Auf den Rückblick ausgerichtet, werden die Verhältnisse im Präteritum geschildert. Die Vergangenheitsform könnte dann und wann den unzutreffenden Eindruck erwecken, dass das Beschriebene, zum Beispiel gerade das im vorangegangenen Abschnitt erwähnte gute Zusammenwirken, der Vergangenheit angehört und heute nicht mehr so ist. Dem ist in der Regel nicht so.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1: Ausgangslage
- Teil 2: Ein Pionierprojekt
- Teil 3: Ein Teil der Universität
- Teil 4: Regional und International
- Teil 5: Das Ausbildungsangebot
- Teil 6: Die Interdisziplinarität
- Teil 7: Kleines Team – grosse Aufgabe
- Teil 8: Die Finanzierung
- Teil 9: Angesehene Gäste
- Teil 10: Die Domizile
- Teil 11: Ein Ende und ein Anfang
- Teil 12: Global, transnational, historisch und digital
- Teil 13: 2018-2023: Umbruch und Transformation
Über den Autor
Prof. Dr. Georg Kreis war von 1993 bis 2011 Leiter des Europainstituts der Universität Basel, wo er auch weiterhin unterrichtet. 2008 wurde er als Professor für Neuere Allgmeine Geschichte und Schweizer Geschichte am Historischen Seminar der Universität Basel emeritiert. Zu seinen Forschungsschwerpunkten zählen die Geschichte der europäischen Integration, internationale Beziehungen, Fragen der Identität, Nationalismus sowie die Geschichte des Zweiten Weltkriegs, Genozid, kollektive Erinnerungen und Repräsentationen des Vergangenen.